Zitat:
Zitat von Kurt Moo
rantanplan hat nicht verstanden, dass in den von ihm zitierten papers der begriff der positiven energiebilanz nicht in thermodynamischem sinne zu verstehen ist, sondern - und das ist eigentlich nicht korrekt - so zu verstehen ist, dass energie nicht nur in form von fett, sondern auch in form von glykogen gepeichert werden kann.
Hallo Kurt, mir scheint, dass Du mich noch nicht richtig verstanden hast.
Im übrigen scheint mir Deine Argumentation, die Literatur auf die ich mich hier beziehe sei "eigentlich nicht korrekt", vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es sich hier zumindest zum Teil um Artikel handelt die in international anerkannten Peer-reviewed-Journals erschienen sind, etwas schwach. Abgesehen davon ist die E-Bilanz in dem von mir gebrauchten Sinne natürlich auch im "thermodynamischem Sinne" zu verstehen (in was für einem Sinne sollte sie denn sonst zu verstehen sein?). Ich werde mich aber dennoch in nächster Zeit noch mal genauer mit der Frage beschäftigen. Vorerst dennoch ein paar Anmerkungen zur Untermauerung meiner Sichtweise...
Zitat:
muskelmasse kann man immer aufbauen, wenn ein entsprechender trainingsreiz gegeben ist - selbst bei einer negativen e-bilanz (außer man übertreibt die einschränkung der e-zufuhr).
Dem widerspreche ich übrigens ja auch nicht!
Zitat:
lipogenese und lipolyse laufen rund um die uhr parallel ab. ob letztlich unter'm strich mehr fett im fettgewebe bleibt oder weniger oder gleich viel, entscheidet die energiebilanz.
Das ist nur insofern richtig, als die Fettbilanz in der Regel mit der E-Bilanz zusammenfällt.
Zitat:
jede kalorie, die nicht energetisch verwertet wird, z.b. in der muskelzelle bei der umwandlung von chemischer (ATP) in mechanische energie, oder als wärme frei wird, wandert ins fettgewebe. es gibt biochemisch keine andere möglichkeit.
...nach Deiner Definition! In der Realität kann der Körper Energie natürlich in verschiedenen Formen speichern. Jeder Physiker wird Dir sagen, dass ein Körper der netto 1kg Muskulatur gespeichert hat, Energie gespeichert hat (denn offensichtlich ist sie ja nicht verloren gegangen, sondern hat sich im Körper angesammelt).
Richtig ist lediglich - und ich glaube hierin liegt auch ein Teil unserer unterschiedlichen Auffassung -, dass überschüssige Energie vorrangig im Fettdepot gespeichert wird, weil z.B. die Glycogenspeicher nur sehr begrenzt sind. Dazu kommt, dass Fettenergie nicht direkt als Protein- bzw. Glycogenmasse gespeichert werden kann.
Zitat:
weder ein mehr an muskelmasse noch ein mehr an gespeichertem glykogen haben etwas mit einer positiven energiebilanz zu tun, sondern bedeuten lediglich, dass man einen größeren energiespeicher zur verfügung hat (im falle des glykogen, muskelgewebe ist kein energieträger).
Doch im rein physikalischen Sinne schon. Dabei ist Muskelmasse natürlich ein Energieträger (und damit auch Energiespeicher)[1], denn diese endogenen Proteinstrukturen (sprich die Aminosäuren) können natürlich zur Energiegewinnung eingesetzt werden[2,3].
Die Definition der E-Bilanz wird in deutschen Fachliteratur übrigens auch so beschrieben[4]: EB = I-(V+R+A+H)
Dabei ist I = Input (an Nahrung), V die Verluste, R die Retention (vor allem Fetteinlagerungen), A die mechanische Arbeit und H die Wärmeabgabe.
Aus pragmatischer Sicht macht es natürlich Sinn, wenn der Ernährungswissenschaftler im Hinblick auf die Behandlung bzw. Prävention von Adipositas die E-Bilanz im Auge hat, weil diese eben beim Otto-Normalverbraucher weitgehend mit der Fettbilanz übereinstimmt.
Für die Anforderungen im Bodybuilding scheint mir diese Sichtweise aber zu ungenau und zu sehr vereinfachend zu sein. Denn genau genommen verfügt der Körper eben nicht nur über das Fettdepot als Energiespeicher, sondern auch über andere Depotarten ("Nicht-Fett-Energiespeicher").
Löffler beschreibt die positive E-Bilanz wie folgt [1]:
Zitat:
-> Bei Überernährung ergibt sich eine positive Energiebilanz, da im Überschuß zugeführte Nahrungsstoffe in körpereigene Speicherverbindungen umgewandelt werden.
(...)
Der Organismus verfügt über drei wichtige Energiespeicher...
...Glycogen, Fettgewebe, Muskelprotein.
Auch in den älteren Fachbüchern der DDR wird zwischen Gesamtenergiebilanz und Macronährstoffbilanzen unterschieden[5].
Im Fazit muss das bedeuten: Wenn ich wissen will, ob ein Körper Fett abgebaut oder aufgebaut hat, muss ich neben der Gesamtbilanz die Fettbilanz betrachten.
Zitat:
Zur Beantwortung der Frage, ob die Energiezufuhr auch mit dem Energiebedarf übereinstimmt, dient die Aufstellung von Energiebilanzen. Dabei wird die in Form von Nährstoffen einem Menschen zugeführte Energie zu seiner abgegebenen Energie (Summe aus Arbeit und Wärmeproduktion) ins Verhältnis gesetzt. (...)
Soll darüber hinaus noch der Betrag der einzelnen Grundnährstoffe an der gesamten Energieproduktion bestimmt werden, so stellt sich eine solche Energiebilanz, mathematisch gesehen, als ein Gleichungssystem mit drei Unbekannten dar: Gesucht sind die Anteile von Kohlehydrat, Fett und Eiweiß an der gesamten Energieerzeugung.
Ich verstehe dies im Sinne meiner Betrachtungsweise.
Wenn man sich Eure Definition der E-Bilanz ansieht, tauchen mehrere Widersprüche auf - dazu ein paar Beispiele:
Die E-Binlanz ist das Verhältnis von zugeführter Energie zu verbrauchter Energie. Mit anderen Worten: Wenn der Körper mehr E verbraucht als zugeführt wird, liegt eine negative E-Bilanz vor.
Nun ist Fakt: Bei starker körperlicher Belastung verbraucht der Körper Energie in Form von Glycogen.
Gleichzeitig behauptet ihr aber, dass das Glycogen nicht als positive (und damit auch nicht als negative) E-Bilanz auftauchen kann.
Mit anderen Worten: Eine Person, die mit einer Intensität von 100%VO2max trainiert, hat während dem Training zwar einen höheren Energieverbrauch, trotzdem aber nur eine geringfügig negative E-Bilanz (da bekanntlich bei 100% kaum Fett verbraucht wird).
Dies steht aber im Widerspruch zur vorangegangenen E-Bilanz-Definition (denn das Glycogen wird ja eindeutig verbraucht).
Ein weiteres Bsp....
Zitat:
Was ist eigentlich der Glycogenspeicher, wann wird aus ihm Energie entnommen, wo ist diese entnommene Energie zuzuordnen? Doch wohl eindeutig und zu 100% dem Verbrauch, oder? Ergo ist diejenige Energie, die diesem Speicher zum Nachfüllen zufließt netto ebenfalls verbrauchsseitig zuzuordnen
Wäre dies zutreffend, müsste die dazugehörige Gleichung (E-Bilanz: energy IN - energy OUT = energy STORED) wie folgt aussehen ->
Wenn wir davon ausgehen, dass während körperlicher Belastung 100g Glycogen verbraucht wird und gleichzeitg dieselbe Menge wieder aufgefüllt/verbraucht wird:
0-(100+100) = -200
...das ist offenkundig natürlich Unsinn!
Die E, die zum Auffüllen des Speichers genommen wird, muss natürlich auf der energyIN-Seite auftauchen:
100-100 = 0 (ausggeglichene E- und Glycogenbilanz).
Wenn überschüssige Glycogeneinlagerungen auf der Verbrauchsseite auftauchen würden, würde dies im normalen Sprachgebrauch zu einer unlogischen Konstellation führen, denn bereits verbrauchte Energie kann nicht erneut verbraucht werden.
Natürlich wird die Energie in sofern "verbraucht" als sie gespeichert wird (das ist aber nicht mit dem Term energyOUT gemeint) und ist auch im Alltagsverständnis nicht mit dem Begriff "Verbrauchen" gemeint.
Das ist beim Fett aber nicht anders (der Unterschied besteht nur darin, dass der Fettspeicher nach oben praktisch offen ist).
@Eisenbaer:
Zitat:
Ein Großteil (wenn nicht alle) unsere Diskussionen der letzten Jahre, sei es über GI oder sonstwas, alles lief am Ende immer auf nutrient partitioning oder E-Bilanz hinaus und damit waren diese Diskussionen für'n Eimer
Nein, das sehe ich nicht so! Die Frage, ob die Macronährstoffzusammensetzung Einfluss auf die Körperzusammensetzung hat, ist damit nämlich noch nicht beantwortet.
Das Problem Deiner E-Bilanz-Definition liegt eben darin, dass sie - zumindest auf den ersten Blick - suggeriert, dass die Art der Kalorien für die Körperzusammensetzung (sowie Körpergesamtmasse) praktisch irrelevant wäre (das war ja auch der Ausgangspunkt der Diskussion). Und das bestreite ich (wenngleich die Hausfrau von Nebenan wahrscheinlich keine Unterschiede feststellen wird)! Und nirgends wird dies deutlicher als bei der Frage nach der optimalen Gestaltung eines Refeedes. Merkwürdig ist dabei nur, dass Du in diesem Zusammenhang selbst schon darauf verwiesen hast, dass dort die Makronährstoffzusammensetzung eben doch nicht irrelevant sei. Du sagst nämlich selbst, dass der refeed möglichst fettarm durchgeführt werden sollte (was zwar im Prinzip richtig ist, wobei eine exzessive Fettreduktion auf 10g/Tag unnötig ist, was u.a. auch aus der Acheson-Studie hervorgeht). Und ebenso ist es eben nicht anzuraten, die Fruktosezufuhr zu hoch steigen zu lassen, da Fruktose eben weniger gut als Glycogen gespeichert werden kann als Glukose und Stärke.
Und was den GI angeht, kommen ja noch andere Streitthemen hinzu wie z.B. die reaktive Hypoglykämie (die es angeblich nicht gibt, aber komischerweise in Studien an vollkommen gesunden Personen immer wieder nachgewiesen wird [6]), welche einserseits ihren Teil zur erhöhten Kalorienzufuhr beiträgt (Hunger/Appetit) und andererseits proteinkatabol wirkt [7].
Gruß
[1]Löffler: Basiswissen Biochemie mit Pathobiochemie. Berlin/Heidelberg 2001.
[2]Welle: Human Protein Metabolism. New York, 1999.
[3]Di Pasquale: Amino Acids and Proteins for the Athlete. Boca Raton, 1997.
[4] Schek: Ernährungslehre kompakt: Kompendium der Ernährungslehre für Studierende der Ernährungswissenschaft, Medizin und Naturwissenschaften. Frunkfurt, 1998.
[5] Lebensmittelchemie und Ernährungslehre. Leipzig, 1982.
[6] Pasman: Effect of two breakfasts, different in carbohydrate composition, on hunger and satiety and mood in healthy men. In: International Journal of Obesity (2003) 27, 663-668.
[7] Brand-Miller et al.: Glycemic index and obesity. In: Am J Clin Nutr. 2002 Jul;76(1):281S-5S.