Artikel "Osthüringer Zeitung" OTZ vom 09.01.06
„Mister Universum“ wieder frei
Greizer Bodybuilder Steffen M. gegen Auflagen aus U-Haft entlassen − Verdacht bleibt
Von Steffen Beikirch
Greiz (OTZ). „Mister Universum“ ist wieder auf freiem Fuß.
Nach mehrwöchiger Untersuchungshaft wurde der bekannte
Greizer Bodybuilder Steffen M. aus dem Gefängnis entlassen.
„Der Haftbefehl wurde gegen geeignete Auflagen außer Vollzug
gesetzt“, erklärte gestern Michael Respondek, Sprecher der Plauener
Staatsanwaltschaft. Seinen Angaben zufolge liefen bereits seit dem
Spätsommer Ermittlungen gegen den 36-jährigen Greizer.
Er sei dringend verdächtig, gegen das Betäubungsmittelgesetz und das
Grundstoffüberwachungsgesetz verstoßen zu haben.
Letzteres soll die Abzweigung von Stoffen für die unerlaubte Herstellung
von Drogen verhindern. Im konkreten Fall wird M. die Weitergabe von
Drogen angelastet. Ob man von einem gewerbsmäßigen Handel sprechen
könne, müssten die Ermittlungen erst noch zeigen, so Respondek.
Steffen M., der im Jahre 2001 den begehrten „Mister Universum“- Titel
der Amateure holte, 1999 Bodybuilding-Weltmeister und 2004 Gesamtsieger
der Deutschen Meisterschaften geworden war, wurde bereits am 2. Dezember
durch Spezialkräfte der Thüringer Polizei im Greizer Stadtgebiet festgenommen.
Mit ihm zusammen hatten Beamte aus Sachsen und Thüringen in einer
Gemeinschaftsaktion an jenem Tag noch fünf weitere Personen verhaftet −
vier Männer aus Reichenbach im Alter von 40, 31, 29 und 24 Jahren sowie
eine 25-jährige Frau aus Oelsnitz im Vogtland. Nach den Festnahmen wurden
sieben Wohnungen und vier Fahrzeuge durchsucht. Dabei fanden die Beamten geringe
Mengen synthetische Drogen und eine erhebliche Anzahl verbotener Anabolika, berichtet
Mandy Steddin von der Polizeidirektion Südwestsachsen aus Zwickau.
Aufgrund dieser Erkenntnisse machten sich die Polizisten sofort auf den Weg nach
Kromsdorf bei Weimar, um die Wohnung eines 40-Jährigen zu überprüfen.
Dort stellte die Kripo aus Jena 140 Gramm Kokain, 120 Gramm Amphetamine und eine
Bargeldmenge im fünfstelligen Bereich sicher. Nach der Vernehmung aller
mutmaßlichen Täter wurden vier Haftbefehle erlassen − gegen Steffen M., den 40-jährigen
Kromsdorfer sowie die 31 und 40 Jahre alten Männer aus Reichenbach.
Brisant an dem Fall ist, dass der inhaftierte Kromsdorfer, in dessen Studio
Steffen M. zuletzt trainierte und für dessen Verein er auch startete, nach einem Bericht
der „Thüringer Allgemeinen“ zu den führenden Köpfen der Bodybuilder-Szene in Thüringen
und Sachsen gehörte. Als Veranstalter und Experte trat der Vorsitzende des Thüringer Bodybuilding-
und Fitnessvereins öffentlich gegen Doping auf, erstellte sogar einen Ehrenkodex.
Seit 1. November hat die Fitness-Oase Kromsdorf einen neuen Betreiber, der Wert darauf legt, in
keinerlei Beziehung zu den Vorgängen gebracht zu werden.
Wie lange die Ermittlungen gegen Steffen M. nun noch andauern werden, konnte Michael Respondek
gestern nicht mit Sicherheit sagen. Man müsse zunächst den Sachverhalt genau erforschen,
sagte Respondek. „Darüber, ob Anklage erhoben oder das Verfahren auf eine andere
Weise zu beenden sein wird, kann erst im Anschluss entschieden werden.“
Das Verfahren richtet sich
gegen ein halbes Dutzend
weitere Beschuldigte.
Michael Respondek, Staatsanwaltschaft
Zwickau, Zweigstelle Plauen
Update: Erster Strafprozess zu Ende
Der erste Stafprozess ist nun am 05.10.07 am Plauener AG zu Ende gegangen.
dazu erschien in der OTZ folgender Artikel.
Ich habe beide Prozesstage verfolgt, ein objektives Verfahren sieht anders aus......
Bei einer derart dünnen Beweislage ist das Ende durchaus hinterfragungswürdig.
Beim Betreiber des im Text erwähnten "Fitnessstudios in Weimar", handelt es sich um den damaligen Vorsitzenden des Landesverbandes Thüringen J. I. und das Studio ist in Kromsdorf, nicht in Weimar.
Hier nun der Presseartikel:
Quelle: OTZ 10.10.07
Mr. Universum ficht Plauener Urteil an
Von Kathrin Schulz Greiz/Plauen.
An den Plänen des Greizer Bodybuilders Steffen Müller,
sich den Titel des "Mister Universum", den er 2001 erkämpfte, noch einmal zu holen, hat sich nach wie vor nichts geändert.
Doch bevor der Sportler mit einem Comeback durchstarten kann, muss er zunächst einen Strafprozess bis zum Ende durchstehen. Am Freitag wurde Müller vom Plauener Amtsgericht wegen Handels mit Betäubungsmitteln zu einem Jahr und sechs Monaten Freiheitsstrafe auf drei Jahre Bewährung verurteilt, Aktenzeichen 5 LS 550 JS 15466/05.
Der Vorwurf des gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln, der in dem Verfahren, das sich seit 2005 hinzieht, ursprünglich im Raum stand, musste fallen gelassen werden, wie Detlef Klein, Direktor des Amtsgerichts Plauen, auf OTZ-Nachfrage bestätigte. Der Handel mit Betäubungsmitteln als Erwerbsquelle und daher auf Wiederholung angelegt, habe sich nicht bestätigt.
Eine "gewisse Erleichterung", wie Müller gegenüber OTZ kommentierte. Zumindest habe man jetzt ein Urteil.
Im Dezember 2005 hatte die Polizei in Thüringen und Sachsen sechs Verdächtige zeitgleich verhaftet, darunter den Greizer Bodybuilder sowie den Betreiber des Fitnessstudios in Weimar, in dem Müller zu dieser Zeit trainierte, OTZ berichtete.
Dennoch wird Steffen Müller in Berufung gehen, denn der 38-Jährige beteuert, dass es bei Kontakten mit dem Hauptangeklagten aus Reichenbach, Uwe M., stets nur um Anabolika, nicht um Drogen gegangen sei.
Während der Hauptangeklagte schon nach dem ersten Verhandlungstag zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt worden ist, geriet das Verfahren gegen Steffen Müller zum Indizienprozess.
Aus Protokollen der Telefonüberwachung schlussfolgerten polizeiliche Ermittler auf Drogengeschäfte. So sahen sie bspw. in einem Fall in einem Telefonat über Freikarten zu einer Bodybuildingmeisterschaft 2005 in Jena einen Drogendeal. Dem allerdings folgte auch das Gericht nicht. In fünf anderen Fällen aus der Anklage allerdings schon.
Für die Verteidigerin Steffen Müllers, die Greizer Rechtsanwältin Andrea-Bettina Orth, ist das Urteil des Plauener Amtsgerichts so nicht hinnehmbar. "Meines Erachtens reichen die Indizien nicht aus, ich möchte einen Freispruch hinsichtlich der Drogen. Die Berufung geht noch heute raus", betont sie im Gespräch mit der OTZ am Dienstag. Das Verfahren wird sich also fortsetzen, die Greizer hoffen, dass es zügig durchgezogen wird.
Steffen Müller trainiert inzwischen weiter, formt seine Muskeln und arbeitet gemeinsam mit seinem Manager Frank Bär an seinem Ziel - einem zweiten "Mister Universum"-Titel. "Das Training ist mein Lebensinhalt", betont Müller und setzt seinen ganzen Ehrgeiz auf die Bodybuilder-Karriere. Das Comeback für den 38-Jährigen war ursprünglich in dieser Herbstsaison geplant, doch ohne die nötige finanzielle Grundlage blieb das illusorisch. Bär verhandelt weiter, doch mit dem bisher offenen Gerichtsverfahren war es schwer, Sponsoren zu finden.
Jetzt konzentriert sich das Team Müller/Bär auf die Frühjahrssaison. Im April laufen Thüringer Landesmeisterschaften, vielleicht kann der Muskelmann aus dem Vogtland auch in der Sachsen- und der Bayern-Konkurrenz punkten. Dann wird man weiter sehen, inwieweit die Mister-Universum-Konkurrenz der NABBA in den Bereich der realen Möglichkeiten rückt.
Doch zunächst muss Mister Universum das Gerichtsverfahren hinter sich bringen.
Mehr über Bodybuilder Steffen Müller aus Greiz können Interessierte am 15. Oktober 2007 in einer Dokusoap bei RTL II sehen.
10.10.2007