Ich hab zwei Anmerkungen zum Thema:

1. Kritik am Arzt

Wenn ein Patient zum Arzt geht und ihm sagt, daß er jedesmal, wenn er mit Gewichten trainiert, starke Schmerzen in den Gelenken, Schulter, Rücken, etc. hat, kann dieser ihm entweder glauben oder nicht.

Eine Möglichkeit, das zu überprüfen hat der Arzt in den meisten Fällen nicht. Ich hatte schon einige Verletzungen mit starken Schmerzen (die auch tatsächlich vorhanden waren) und die vom Arzt nicht diagnostiziert werden konnten. Insbesondere bei Kreuzschmerzen ist eine eindeutige Diagnose äußerst schwierig.

Einem Arzt bleibt daher gar nichts anderes übrig, als ein Attest auszustellen, wenn jemand mit erfundenen Symptomen ankommt. Er steht nämlich oft vor einem großen Fragezeichen und hat selber keine Ahnung, was wirklich los ist.

Natürlich kann er jeden unter Generalverdacht stellen und zunächst als Simulanten abtun, damit auch ja kein Studiobesitzer die paar Kröten verliert, die ihm dadurch durch die Lappen gehen. Dann wäre er aber schön blöd und die Leute, die das verlangen meiner Ansicht nach auch. Ich jedenfalls wäre ziemlich verärgert, wenn mein Arzt mich grundsätzlich als Lügner behandelt, bis zum Beweis des Gegenteils.

2. Die eigene Nase

Ein gewisses Risiko besteht im Geschäftsleben immer. Der Einzelhandel hat z.B. Ladendiebe, andere Betriebe haben säumige Kunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen oder penetrante Kunden, die wegen jedem ****** klagen und eine kosten- und zeitintensive Prozesslawine auslösen, Vermieter haben Mietnomaden, usw.

So ist das eben und ich denke, daß jede Unternehmung solche Risiken problemlos kalkulieren kann. Die zwei drei Fälle, die vielleicht im Laufe eines Jahres wegen solcher Gefälligkeitsatteste" kündigen, sind doch die Erwähnung nicht wert.

Falls sich soetwas häuft, sollten sich diejenigen Studiobesitzer lieber an die eigene Nase fassen, nach den Ursachen fragen und überlegen, wie sie das ändern bzw. verbessern können.

Mir fällt spontan z.B. folgende Möglichkeit ein: (wie gesagt, nur für Leute die ERNSTHAFT Probleme mit "falschen" Attesten haben.)

- Jahres- bzw. Zweijahresverträge abschaffen und durch Halbjahresverträge ersetzen. Ist meines Ermessens sowieso fairer und der Anreiz sich ein falsches Attest zu besorgen, sinkt durch die geringere Laufzeit.

- Einen oder zwei Monate Sonderkündigungsrecht zu Beginn des Vertrages einräumen. Auch nur fair finde ich.

- Mal ernsthaft darüber nachdenken, was man tun kann, um die Kunden zum bleiben zu bewegen. Gerade Leute, die sich in einem Studio "krankmelden" und wenig später in einem anderen anfangen, WOLLEN doch offensichtlich trainieren.

Abschließend kann ich nur feststellen, daß diese Diskussion absolut im Zeichen der Zeit steht. Überall wird dem Verbraucher aufgezwungen, sich jahrelang vertragsmäßig festzulegen. Anstatt sich selbst zu fragen, was man tun kann, um es dem Kunden so Recht zu machen, daß er gerne bleibt, wird dann gleich die Rechtskeule geschwungen oder darüber philosophiert, wie ungerecht die Welt doch ist.

Der Vergleich mit dem Handyvertrag ist ebenfalls sehr engsichtig. 5 bis 10 Euro monatliche Grundgebühr für einen Handyvertrag ergeben auf zwei Jahre Laufzeit gerechnet 120 bis 240 Euro. Ein Fitnesstudiovertrag, der monatlich zwischen 35 und 50 Euro kostet, ergibt dagegen auf zwei Jahre gerechnet 840 bis 1200 Euro. Für die meisten Jugendlichen ist das schon ein kleines Vermögen und ich kann sie verstehen, wenn sie lieber ein falsches Attest abgeben, als irgendwo zu trainieren, wo es ihnen nicht gefällt.

Also liebe Studiobesitzer, den Kunden verstehen lernen und entsprechend reagieren ist der Weg zum Erfolg. Und falls es sich sowieso nur um ein paar wenige schwarze Schafe handelt, verbucht das lieber unter "Schwund" und ärgert Euch nicht drüber.

Gruß

Baumbart