Pressatmung
Kraft macht keinen Lärm, sie ist einfach da und wirkt.

Pressatmung - sind hochrote Köpfe gefährlich?
Wer hat das im Fitnesscenter noch nicht gesehen: mit hoch rotem Kopf stemmt der vom Trainingseifer Getriebene die Gewichte. Offensichtlich, dass es sich hier um Pressatmung handelt. Die Frage ob diese Atemtechnik falsch ist oder sogar Risiken mit sich birgt sollte in den nächsten Zeilen beantwortet werden.

In der Regel atmet man bei Anstrengung aus, und beim Rückgang der Belastung ein.
Bsp.: Bankdrücken. Bei der "Positiven", ausatmen. Während man bei der "Negativen", einatmet. Erklärung: "positiv" = hoch, "negativ" = runter!
Genauso bei Kniebeugen. Beim Herabgehen einatmen und beim Hochkommen ausatmen...

Pressatmung:
Für den Leistungssportler ist die Pressatmung meist ein unabdingbares Übel um die notwendigen Intensitäten zu erreichen. Mit der Technik der Pressatmung sollte man äußerst vorsichtig, da es unter dieser extremen Belastung zu Blutdruckspitzen kommen kann. Die Kraft der Muskelkontraktion ist bei Einatmung am geringsten, während der Ausatmung etwas stärker, am stärksten ist sie jedoch beim Pressen, darüberhinaus stabilisiert man duch Pressatmung den Oberkörper, was bei manchen Übungen von Vorteil sein kann. Trotzdem sollte man es sich gut überlegen diese Art der Atmung anzuwenden. Es kann zu platzenden Gefäßen im Gehirn kommen, was nicht gerade wünschenswert ist. Eine ganz normale Atmung wie sie oben beschrieben wird erfüllt ihren Zweck und ist sicherer.

Mit der richtigen Atmung bringt man gewissermaßen einen Saugmotor in Gang, der den Rücktransport des Blutes zum Herzen unterstützt. Das Gegenteil ist bei der Pressatmung der Fall. Wenn wir zum Beispiel beim Stuhlgang pressen müssen, erzeugen wir Krampfadern wie bei keiner anderen körperlichen Belastung. Dieser Druck ist sehr ungesund. Deshalb sollte man beim Kraftsport, nur pressen wenn es unbedingt nötig ist (Maximalkraftversuch ec.), weil dadurch die Venen "ausgesackt" werden.

Pressung:
Starke Ausatmungsbewegung bei bewusst verhinderter Ausatmung durch Verschließen der Atemwege im Kehlkopf. Durch Druckerhöhung im Brustraum fließt während des Pressvorganges dem Herzen kein Blut zu (äußerlich sichtbar durch stauungsbedingtes Anschwellen der Kopfvenen und Rötung des Gesichts). Es herrscht eine verschlechterte Atmungs- und Kreislaufsituation. Schädigungsmöglichkeiten sind auf dieser Basis gegeben. Eine Pressung ist bei kräftigem Armeinsatz bei sportlichen Bewegungsausführungen unumgänglich, das nur auf diesem Weg eine Fixierung des Schultergürtels möglich ist.

Pressatmung - wie kommt es dazu I
Zuerst schließt sich die Stimmritze. Die Konsequenz daraus ist, dass die Luft nicht mehr aus den Lungen entweichen kann. Die Luft im Brustkorb wird im wahrsten Sinne des Wortes gegen die Stimmritze gedrückt. Eine Druckerhöhung im Brustkorb ist die logische Folge.

Nun passiert folgendes: die Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen (Venen) werden durch den Druck zusammengepresst - ähnlich wie bei einem Gartenschlauch auf den man steigt. Klar, dass der Blutstrom zum Herzen stark gedrosselt wird (das Herzminutenvolumen fällt auf ca. 55% ab).

Pressatmung - wie kommt es dazu II
Durch die Bauchmuskelpresse wird der Druck im Brustkorb erhöht und der Blutfluss von den Beinen und Armen in den Brustkorb und damit ins Herz reduziert. Als Reaktion verengen sich die peripheren Gefäße. Dadurch steigt letztlich der Blutdruck. Erfolgt dann mit Beendigung der Pressatmung plötzlich eine Entlastung, fließt schnell sehr viel Blut in den Brustkorb ein und es kommt neben der Druckbelastung auch noch zu einer Volumenbelastung des Herzens. Solche Kraftakte können bei latent bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Umständen zu schwerwiegenden Komplikationen führen.

Pressatmung - worauf sollte man achten?
Im schlimmsten Fall kann es durch diese Atemtechnik zu Kollapserscheinungen kommen. Der Grund dafür liegt in der Mangeldurchblutung, die durch weiter oben besprochene physiologische Phänomene zustande kommt. Für den Gesundheits-/Freizeitsportler sind Kraftübungen mit Pressatmung nicht erforderlich. Die Intensitätsbereiche dieser Zielgruppe sind ohne weiteres mit einer "normalen" Ein- und Ausatmung realisierbar.

Bei koronar- bzw. sklerosegefährdeten Personen ist die Pressatmung nicht nur unerwünscht, sondern sogar gefährlich. Hier könnte eine Drosselung der Durchblutung der Koronargefäße (= Herzkranzgefäße) schwerwiegende Folgen haben. Darüber hinaus kommt es durch Pressatmung im Krafttraining zu erheblichen negativen Belastungen der Beckenbodenmuskulatur (Inkontinenz).

Bei Bluthochdruck ist Pressatmung ein Tabu!
Nicht jede Sportart ist für jedermann geeignet. Gerade Hypertoniker (Bluthochdruck-Patienten) müssen sich an gewisse Grundregeln halten.

Statische Belastungen sind wegen der Gefahr überschießender Blutdruckanstiege eher ungünstig, vor allem wenn sie mit Pressdruck einhergehen. Wenig geeignet sind auch kraft-, schnellkraft- und stressbetonte Bewegungsabläufe, schlecht dosierbare Belastungen oder Maximalbelastungen wie in Wettkämpfen.

Bei welchen Krafttrainingsarten ist keine Pressatmung notwendig?
Generell setzt man beim dynamischen Krafttraining mit mehr oder weniger fließenden Bewegungen, beispielsweise am Rudergerät, keine Pressatmung ein.

Kopfweh - Könnte ständige Pressatmung nicht auch ein Faktor sein?
Nein, das geht nicht. Das Gehirn hat eine Autoregulation-bevor es selber kein Blut mehr bekommt, bekommt der Rest überhaupt nichts mehr. Ausserdem ist der Vorrat (in den grossen Hohlvenen) sehr gross (rechne mal locker 2 Liter). Der Druck im Kopf ist da schon eher der Grund, genaues ist jedoch nicht bekannt.